Unsere Ernährungsweise hat direkte Auswirkungen auf die Umwelt. Der Ernährungssektor ist für Treibhausgasemissionen und für einen erheblichen Teil des Primärenergieverbrauchs verantwortlich – bedingt durch Produktion, Transport, Lagerung und Verpackung. Wasser, Luft und Boden wiederum haben direkte Auswirkungen auf die Qualität unserer Nahrungsmittel und damit auf unsere persönliche Gesundheit. Unsere Ernährungsgewohnheiten haben einen weit grösseren Einfluss auf das globale Klima als der Strassenverkehr. Laut Foodwatch ist die Tierhaltung inklusive des Futtermittelanbaus in Deutschland zu 71% an den entstandenen Treibhausgasen (z.B. CO2, Methangas, Lachgas) in der Landwirtschaft beteiligt, die Produktion von pflanzlichen Lebensmitteln (ohne Futtermittel) schlägt mit 29% zu Buche.
Ein grosses Geschenk ist es, wenn Sie die Möglichkeit haben, Ihr Obst und Gemüse im eigenen Garten – oder im kleinen auf Ihrem Balkon – anzubauen. Damit schalten Sie nicht nur den Vitaminverlust durch unreife Ernten oder Einlagerung aus, sondern auch die Möglichkeit, am Lebensmittel getäuscht zu werden. Und in jedem Fall bereichern Sie durch Ihr Gärtnern Ihre Umwelt (und Ihre Innenwelt)!
Je ferner das Herkunftsland eines Nahrungsmittels ist, umso schlechter ist seine Klimabilanz. Aber auch Geschmack und Vitalstoffgehalt bleiben durch Ernten in unreifem Zustand und lange Transportwege auf der Strecke. Achten Sie deshalb auf die Herkunftsbezeichnung von Lebensmitteln und greifen Sie zu heimischen Früchten und Gemüsen.
Um Sommergemüse im Winter produzieren zu können, werden Gewächshäuser mit unglaublich hohem Energieaufwand geheizt, und trotzdem schmecken Sie den Unterschied zwischen einer unter Glas und im Sonnenlicht herangereiften Tomate. Eine an die Jahreszeiten angepasste Nahrungsmittelauswahl überzeugt durch Ihren Vorsprung an Geschmack und Vitaminen. Essen im Jahreskreis bringt eine bunte, natürliche Vielfalt auf Ihren Teller.
Verzichten Sie komplett auf Nahrungs- und Genussmittel, die gentechnisch veränderte Stoffe enthalten, denn diese sind mit einer natürlichen Ernährung jedweder Art nicht zu vereinbaren. Es ist nicht abzusehen, was diese Stoffe in unserem Körper und unserer Umwelt auslösen. Verwenden Sie (im Rahmen Ihrer Möglichkeit) Nahrungsmittel aus kontrolliert biologischem Anbau, denn diese sind deutlich weniger belastet und haben eine bessere Klimabilanz. Konventionell erzeugte Nahrungsmittel (auch aus der Region) können unterschiedlich stark schadstoffbelastet sein. Die mitgegessenen Pestizide können sogar im Urin nachgewiesen werden, wandern also durch Ihren gesamten Körper. Wenn Sie wirklich gesund essen möchten, geht das nur in biologischer Qualität. In der konventionellen Landwirtschaft geht es hauptsächlich darum, über zugelassene Hilfsmittel ein Maximum an Ausbeute aus den Böden zu holen. Die WHO (World Health Organization) schätzte 1990, dass jährlich 3 Millionen Menschen Pestizidvergiftungen erleiden, die auch lebensbedrohlich werden können. Pestizide können das Erbgut über Generationen verändern und unter Umständen Krebs begünstigen. Hormonell wirksame Pestizidrückstände, die auch in europäischem Obst und Gemüse belegt sind, können in Zusammenhang gebracht werden mit Fruchtbarkeitsstörungen, genitalen Missbildungen und anderen Störungen (PAN-Studie >Endokrine Wirkung von Pestiziden auf Landarbeiter und auf Beschäftigte in Gewächshauskulturen und Gärtnereien<). Bienensterben durch Pestizide ist belegt. Wie wollen wir in Zukunft ohne diese und andere Insekten unsere Pflanzen bestäuben?
Die biologische Landwirtschaft in Deutschland unterliegt strengen Gesetzesauflagen. Energieaufwendige, synthetische Mineraldünger und Pestizide werden nicht eingesetzt. Die biologische Bewirtschaftung der Böden bedient sich spezieller Methoden, die zu deutlich weniger Treibhausgasen als der konventionelle Pflanzenanbau führen. Dies sind beispielsweise Gründüngung mit Klee und anderen Leguminosen, Winterbegrünung und pfluglose Bearbeitung der Böden, gezieltes Wissen über die richtige Fruchtfolge, Aufbau von Hummus, regelmässige Brachezeiten, Erhalt der Artenvielfalt, Gewässer- und Landschaftsschutz und vieles andere mehr. Zudem binden biologisch bewirtschaftete Landwirtschaftsflächen über die Böden und Pflanzen CO2; so enthält Humus zum Beispiel 60% Kohlenstoff.
Ökologische Probleme entstehen beim Lebensmittelhandel durch die Verpackung und den Transport der Milch. Die gebräuchlichste Verpackung für Milch in Deutschland ist die Einwegverpackung aus polyethylenbeschichtetem Karton. Ein Trennen der verwendeten Materialien und anschliessendes Recycling wird derzeit nur in begrenztem Umfang durchgeführt.
Der steigende Konsum stark verarbeiteter Kartoffel-Erzeugnisse (z.B. Salzkartoffeln in Gläsern und Dosen, Püree, Knödel und Pommes frites) erhöht den Energieverbrauch bei der Herstellung, Verpackung und Lagerung dieser Produkte. Der Energieeinsatz und der Ausstoss an CO2 ist bei der Herstellung von Kartoffel-Erzeugnissen nahezu dreimal so hoch wie bei der Produktion von Kartoffeln selbst.
Verpackungen mit Aluminium, wie aluminiumbeschichtete Beutel und Kartons, sind die energieaufwändigsten Verpackungsmaterialien, gefolgt von Weissblechdosen und Aluminiumdosen mit hohem Recyclinganteil.
Damit sichergestellt ist, dass die Produkte ressourcenschonend und emissionsarm hergestellt, verarbeitet und transportiert werden – kaufen Sie nach Möglichkeit Produkte, die umweltfreundlich verpackt sind, kurze Transportwege haben und begünstigen Sie biologisch arbeitende Betriebe vor Ort.
Um nicht wieder in alte Gewohnheiten zurückzufallen und an alten Vorstellungen kleben zu bleiben: Nehmen Sie die Menschen Ihrer Umgebung, die dafür offen sind, mit auf diese lustvolle Reise, etwas zu bewegen und zu verändern, sprengen Sie gemeinsam mit Ihren Mitstreitern die alten Muster, voller Tatendrang und Herzensmut. Und falls Sie keine offenen Türen finden bei Ihrer Familie oder Ihren Freunden: Trauen Sie sich, allein dieses neue Ernährungsland zu betreten und haben Sie Geduld mit sich selbst und mit Ihren Mitmenschen.
„die reinste Form des Wahnsinns ist es,
alles beim Alten zu belassen und zu hoffen,
dass sich etwas ändert.“
Albert Einstein